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FAZ.net: Kaufe nur, was Du kennst

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Kennen Sie den Lyxor DAXplus Covered Call? Nein? Das ist nicht irgendeines dieser undurchschaubaren Zertifikate, die es zu Tausenden an den Börsen gibt. Dies ist ein Indexfonds, die manche auch ETF nennen. Von denen hat man gelernt, dass sie einfach zu verstehen und günstig sind. Denn sie bilden einfach den zugrundeliegenden Index eins zu eins nach. Der Anleger verdient genauso viel, wie der Index abwirft. Fondsmanager, die vermeintlich bessere Aktien auswählen, gibt es nicht. Das macht ETF so billig.

Die ersten Fonds, die vor vielen Jahren an den Start gingen, waren das auch. Und sie waren leicht zu verstehen. Den Dax und seine Mitglieder kennt man schließlich. Doch der DAXplus Covered Call ist das nicht. Seine Strategie klingt kompliziert: Eine Call-Option wird verkauft und gleichzeitig der Basiswert der Option erworben. Der Anleger kann so von seitwärts tendierenden Märkten profitieren. Wissen muss das niemand. Aber dieser Fonds steht symbolisch für die vielen Indexfonds, die seit 2006 auf den Markt kamen und die ehemals einfache ETF-Welt kompliziert und teurer machen.

Angebotsflut

Jeden Monat werden durchschnittlich zehn neue Fonds angeboten. 480 sind es derzeit insgesamt an der deutschen Leitbörse Xetra, und auch die dort gehandelten Volumen nehmen stetig zu. Kaum ein Produkt gewinnt bei den Anlegern dermaßen an Beliebtheit. Selbst mitten in der Finanzkrise kauften sich die Anleger mehr und mehr ETFs, während sie aus anderen Fonds flohen. In so einem Wachstumsmarkt wollen alle Fondsgesellschaften dabei sein.

Das ist für die Anleger erst mal gut: Ihre Kosten sinken. Der Wettbewerb drückt die Gebühren für Fonds auf bekannte Indizes wie den Dax oder den Eurostoxx 50. Denn sie sind fast das einzige Unterscheidungsmerkmal. Die jährlichen Gebühren sind mittlerweile auf 0,15 Prozent im Jahr gesunken. DB X-Trackers bietet seinen Fonds auf den Euro Stoxx 50 sogar ganz ohne jährliche Gebühren an. Vor ein paar Jahren mussten bei den meisten ETFs noch rund 0,3 Prozent bezahlt werden. Aktiv verwaltende Fonds mit Fondsmanagern verlangen im Durchschnitt 1,5 Prozent im Jahr. Das sind nur wenige Prozentpunkte Unterschied, aber für Langfristanleger summiert sich das.

Das heimliche Agio

Doch der Preiskampf der Fonds auf die wichtigen Indizes hat auch eine Kehrseite. Die Anbieter verdienen daran kaum etwas. Sie versuchen daher, an anderer Stelle abzukassieren: mit Hilfe von Indexfonds, die sich auf unbekanntere Indizes beziehen. Wie etwa die Rafi-Indizes, die die Gewichtung der Länder in regionalen Indizes am Bruttoinlandsprodukt ausrichten.

Dieses Konzept soll besser sein als das herkömmliche, bei dem die Länder nach der Größe ihrer Aktienmärkte gewichtet werden. Das mag stimmen. Die Fondsgesellschaften bringen diese Fonds aber vor allem deshalb, weil sie so höhere Gebühren rechtfertigen können. Ein Prozent im Jahr und damit mehr als fünfmal so viel wie die günstigen Indexfonds sind dafür zum Beispiel beim Anbieter Power Shares fällig.

Viel Geld können auch einige Schwellenländerfonds kosten. Teuer ist da nicht nur die Verwaltung, für die die Fondsgesellschaften fast ein Prozent im Jahr verlangen. Auch der Kauf geht ins Geld, denn die Gesellschaften lassen zu, dass der Kaufpreis viel teurer ist als der Verkaufspreis. Der Abstand zwischen beiden heißt „Spread“ und kann bis zu fünf Prozent ausmachen. Das entspricht den Ausgabeaufschlägen von aktiv durch Fondsmanager verwaltete Fonds.

Die Liquiditätsfalle

Die höheren Gebühren lassen sich für solche neuen Fonds besser durchsetzen. „Hier gibt es wenig Konkurrenz, die Fonds sind schwerer vergleichbar“, erklärt Alexander Kempf, Finanzprofessor am Centre for Financial Research der Universität Köln. „Man muss den Anbietern allerdings auch zugute halten, dass sie mit vielen neuen Fonds Anleger gewinnen wollen, die bestimmte Strategien verfolgen, die bisher nur Zertifikate ermöglichten.“ So können Anleger jetzt mit Indexfonds auch von fallenden und seitwärts laufenden Märkten profitieren. Oder mit doppeltem Tempo am Aufstieg des Dax teilhaben.

Doch die Innovation birgt ein weiteres Kostenrisiko. Selbst wenn die jährliche Gebühr und der Spread sich im Rahmen halten, kann es Geld kosten, wenn Anleger bei fallenden Kursen nicht schnell genug aus ihren Indexfonds herauskommen. Eigentlich gehört es zu den großen Vorteilen von Indexfonds, dass sie – anders als andere Fonds – teilweise im Minutenabstand einen aktuellen Preis bekommen und dann auch gehandelt werden können. Für einige neuartige Fonds aber ist das nur einmal am Tag der Fall. Wenn Anleger aber stundenlang warten müssen, können sie viel Geld verlieren: Der Preis, zu dem ihr Verkaufsauftrag tatsächlich ausgeführt wird, kann dann viel niedriger sein als der alte.

Rufschädigung

Diese Kosten sind das eine, die Einfachheit der Produkte das andere. Was der DAXplus Covered Call symbolhaft zeigt, gilt für viele neue Indexfonds. Der Anleger versteht nicht mehr genau, in was der Fonds investiert und wovon die Wertentwicklung abhängt. Er muss Fondsprospekte lesen und sich beraten lassen. „Wenn das so weitergeht, droht der ETF-Markt seine beiden größten Vorteile zu verlieren, deretwegen Anleger Indexfonds kaufen: Einfachheit und niedrige Gebühren“, warnt Felix Trobisch, Vermögensberater der Capitell AG. „Das Gleiche hat schon dem Zertifikatemarkt kräftig geschadet, von dem sich die Indexfonds bisher so positiv unterschieden haben.“


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